Freitag, 13. Mai 2011

Der König unter den Nationalparks

Yellowstone – der König unter den Nationalparks.
Er war der Erste und zählt immer noch zu einem der bekanntesten und meistbesuchten Parks der USA. Gelegen auf einem Supervulkan, übersäht von Geysiren und Schlammtöpfen sowie der dichtesten Population an Säugetieren in den gesamten Vereinigten Staaten wurde er 1978 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Zu Recht. Bisons, Grizzlys, Schwarzbären, Wölfe, Elche, Hirsche, Coyoten, Otter…dies ist nur ein kleiner Teil der Tiere, die den Park bevölkern und die man als Besucher auch zu Gesicht bekommt. Das hat auch seinen Grund: Hier scheinen nicht die Menschen die Landschaft und den Alltag zu beherrschen, es sind die Tiere – wir Besucher sind wirklich Besucher, sind nur zu Gast. Vorfahrt haben auf den Straßen nicht die, die von Rechts kommen, sondern die Büffelherden, welche die Straßen in regelmäßigen Abständen überqueren. Und läuft ein Bison auf der Fahrbahn, so hat man sich seinen Launen zu fügen – auch wenn er dazu die vollständige Straße benötigt…
Selbst die Bären, die nahe der wenigen Verkehrsadern durch den Park in der Erde nach Essbarem wühlen, hungrig von langen Winterschlaf und noch zu schwach für die Jagd, lassen sich durch die zahlreichen menschlichen Zuschauer und Paparazzo nicht beeindrucken – sie mögen sich wohl an die Menschen gewöhnt haben, und nutzen so manchen vollgefüllten Fresskorb der Menschen gerne zu ihrem Vorteil, doch ich finde ihr ignorantes Verhalten uns gegenüber drückt auch noch etwas Anderes aus: Macht. Sollen sie sich verstecken? Nein – sie leben im Park mit uns, tolerieren uns, und bleiben die Stärkeren. Ich habe selten einen schöneren und freieren Lebensraum für Tiere gesehen, trotz der Touristenmassen. Ich verstehe es als eine Art gegenseitige Toleranz: Wie wir die Tiere zuhause in unseren Gärten tolerieren, so tolerieren sie uns hier in ihren Gärten. Der Mensch ist nicht immer als Eindringling zu betrachten, sondern manchmal nur als bewundernder Gast, und  hier im Yellowstone scheint das Gleichgewicht noch dieser Regel zu folgen.


Vorfahrt: Büffel



















Kojote oder Grauwolf? Wir sind uns da noch unschlüssig...












Nicht zu vergessen die weltbekannten Geysire wie den Old Faithful und die von Bakterien farbig leuchtenden, sprudelnden Wasserpools. Stinkend nach Schwefel steigt der Dampf aus den Erdlöchern und bietet den Tieren in den immens strengen Wintern (bis zu –40° Celsius) eine willkommene Heizquelle. Ab und an bricht einer der Geysire aus und schießt das etwa 90°-100° Celsius heiße Wasser bis zu 50 Meter in die Luft, um sich nach ein paar Sekunden wieder in eines dieser dampfenden Löcher zu verwandeln. Bakterien haben sich diese Stellen als Lebensraum ausgesucht, färben das Wasser in Gelb-, Grün- und Blautöne und formen außerhalb der Geysire kleine, bizarre und korallengleiche Gebilde. Grand Prismatic Spring, um ein Beispiel zu nennen: Eine unwirklich eingefärbte Thermalquelle, die größte der USA und die drittgrößte der Erde, den meisten unter uns als Foto bekannt. Für uns eine absolut lebensfeindliche Umgebung, für diese mikroskopisch winzigen Lebewesen ein einziges Paradies…und auch hier sind wir wieder nur die Gäste, die sang- und klanglos untergehen würden, würden wir uns in diesen Lebensraum wagen.

Old Faithful





 

Am Grand Prismatic Spring













Zum Vergleich: So sieht das Ding von oben aus
(ist aber leider nicht unser Foto)





















Es gibt sie eben doch noch, die Flecken Erde, die unserem Drang nach Beherrschung und Verwandlung nicht ausgeliefert sind. Ironisch, dass gerade wir Menschen solche Paradiese gegen uns selbst schützen müssen, indem wir sie zu Nationalparks erklären. Aber wie gesagt: Die Ironie wurde hier in den USA erfunden. Davon bin ich immer noch fest überzeugt!

1 Kommentar:

  1. Wahnsinn, diese Bilder... wir wollen das auch mal live sehen! Übrigens: das habt ihr schön geschrieben, sehr nachdenklich.
    Gruß Mike + Alex

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