Dienstag, 8. März 2011

We know the way to Amarillo!

Beinahe dachte ich schon, ich wäre selbst ein Auto.
Meine Augen wurden langsam zu Scheinwerfen, die auf die vor mir liegende endlose Interstate 40 stierten. Die Beine schienen mit dem Teppichboden im Fussraum verwachsen zu sein, und meine Hände lösten sich nicht mehr vom Lenkrad. Ich war eins mit dem Auto. Ich war es. Es war ich. Ich würde nur aufpassen müssen, mich nicht selbst beim nächsten Tankstopp an den Zapfhahn hängen zu wollen - aber als ich kurz meine Hände checkte und merkte, dass sie noch nicht rund geworden waren und noch immer aus Haut und Knochen statt aus Gummi bestanden, da wusste ich wieder, dass ich noch immer ein Mensch war.
600 Meilen lagen hinter uns. Am Stück. Caro bot mir mehrmals an, mich als Fahrer abzulösen. "Nein", sprach ich, und fuhr weiter. Sie konnte nicht ahnen, dass ich einer Sache verfallen war, die sich anhört wie ein indisches Kleidungsstück: Dem Fahrwahn.

Amarillo - seit dem blöden letzten Beitrag hier hatte ich mir das irgendwie in den Kopf gesetzt. "Es wäre schön, heute noch bis nach Amarillo zu kommen!", dachte ich - und machte es. Und seltsamerweise lief es wie am Schnürrchen. Ich fühle mich, als könnte ich noch mal soweit fahren...

Nachdem wir das triste Arkansas hinter uns gelassen hatten, brausten wir durch das noch tristere Oklahoma: Regen, Regen, nochmals Regen. Mal prasselnd, mal tröpfelnd, mal von oben, mal von den Trucks, die vor uns fuhren....stundenlang...und immer das gleiche Landschaftsbild. Irgendwie öde. Zumindest im Winter bei solch einem Wetter. Aber vielleicht ist es im sonnigen Sommer ja besser, sollten sich jetzt manche Arkansanier und Oklahomessen über die Aussage entrüsten. ;-)
Dann, endlich, Texas. Schon von Weitem sah man die Sonnen durch die Wolkendecke strahlen, den Himmel aufbrechen und ein schönes sattes Blau zum Vorschein kommen. Die Landschaft verwandelte sich in eine Art Steppe, auf der Kühe grasten, getupfte Pferde vor sich hin starrten und auf Stelzen trohnende Windrädchen sanft ihre Runden kreisten. Das hohe Gras schien im Sonnenschein orange zu sein, die Weiden abwechselnd von Licht und Schatten beherrscht. Am Rand immer wieder verrostete Oldtimer, die vor halb verfallenen Holzhütten ihrem Ende entgegen warten, und dann ein beschildeter Abstecher: Historic Route 66!
Wir fuhren die Strasse entlang und befanden uns auf der alten Route, vorbei an ausgedienten Tankstellen, leerstehenden Motels, Autofriedhöfen und rustikalen Werbeschildern aus vergangenen, glorreichen Tagen. Einfach wunderschön. Nostalgie total. Texas ist genauso, wie man es sich vorstellt: Voller Klischees, voller Filmkulissen und natürlicher Arrangements, die man so immer für gestellt und gespielt hielt. Es sieht hier so aus, wie es in den Filmen und unserer Vorstellung auszusehen hat. Wäre John Wayne um die Ecke geritten und hätte uns ein paar Kugeln hinterher gejagt - ich hätte mich nicht gewundert!
Und - ganz vergessen - um den Kitsch komplett zu machen: Eine Meile vor der Grenze zu Texas, als die Landschaft schon ebener wurde und in die Einöde überging, wehte doch tatsächlich einer dieser runden Büsche über die Strasse...klischeehafter konnte uns der Staat nun wirklich nicht in Empfang nehmen.

Leider hinderte uns mein Fahrwahn ein wenig am Knipsen (haben mehr genossen), aber wir werden bestimmt noch ein paar Texasbilder nachreichen. Versprochen!

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Zwei,
    die herumwirbelnden Büsche heißen im übrigen Tumbleweeds - für den Fall, dass es euch interessiert. Wir haben im Monument Valley danach Ausschau gehalten, aber trotz Wind und Wetter leider keine gesehen. Ich wette, dass die dort immer nur Filmkulisse sind. Schöner Bericht, auch wenn es "nur" ein Fahrtag war. LG Rosi

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