Samstag, 26. Februar 2011

Mardi Gras

Wir haben aber auch ein Glück...immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort...aber fangen wir von vorne an:
Endlich haben wir die Strecke nach New Orleans bewältigt und sind heute Mittag angekommen. Natürlich hatten wir die Entferung unterschätzt, das passiert uns ständig. Ich habe die Theorie, dass man die Karten unterbewusst mit den auf deutschen Karten herrschenden Maßstab ansieht und daher die Städte, Staaten und Straßen kleiner macht, als sie eigentlich sind. Die Dimensionen hier in den USA sind gewaltig. Man fährt über Flüsse, gegen die der Rhein wirklich alt aussieht - und diese Flüsse sind auf Karten nur als kleine Rinnsale zu sehen. Man fährt über 8 spurige Highways, vorbei an "kleinen" Städten, gegen deren Skyline die Frankfurter Skyline einem Kaff gleicht, durch endlos scheinende Wälder, auf schnurgeraden Strecken Meile um Meile, Stunde um Stunde.
Und so sind wir gestern ganze 480 Meilen am Stück gefahren, ohne wirklich an unser Ziel zu kommen. Eine kleine Rast haben wir gemacht, als wir an der Interstate 10 noch in Florida ein Schild mit der Aufschrift sahen: "Visit Greenville, Home of Ray Charles. Next Exit, 2 Miles on the right". Also waren wir noch in Greenville, einem  fürchterlich armen Dorf, vor dessen zerfallenden Häusern die arbeitslosen Männer ihr Fleisch über Feuer aus alten Tonnen grillen, an dessen Hauptstraße kein einziger Laden die Krise überlebt zu haben scheint und aus dem wir so schnell wie möglich raus wollten. Es gibt dort ein Ray Charles Monument und eine Rekonstruktion das Hauses, in dem er aufwuchs. Ich habe schnell meine Bilder gemacht und dann fuhren wir weiter. Man fühlt sich in solchen Momenten als Tourist nicht wohl. Man möchte helfen, kann es aber nicht. Man fühlt mit, kurvt aber mit seinem Van und der Kamera durch die Straßen. Es hinterlässt ein mulmiges Gefühl.

Schließlich kamen wir heute wie gesagt endlich in New Orleans an - schon von Weitem fällt das viele Wasser auf, die vielen Brücken und Straßen, die auf Pfeilern durch das Wasser führen. An der Seite der Interstate immer wieder Häuser, deren Dach halb abgedeckt ist, deren Holzfassade in Trümmern liegt oder die gleich als Ruine gelten könnten. Sind dies immer noch die Auswirkungen vom Hurrikan "Kathrina", der 2005 die Stadt in Schutt und Asche legte? Ich glaube schon...wenn einem armen Menschen noch der letzte Rest genommen wird, wie soll er seine Existenz wieder aufbauen können?

Wie ihr merkt, gab es auf unserem Weg sehr viele Eindrücke von Armut, Katastrophen und Unglück. Aber auch das gehört eben mit dazu. Der krasse Gegensatz sollte eh nicht lange auf sich warten:
Nachdem wir einen Friedhof besucht hatten, auf dem - wieder mal - zufällig eine Szene von "Easy Rider" gedreht wurde (ein Einheimischer klärte uns darüber auf und ich erkannte tatsächlich die Szenerie wieder), parkten wir den Van in einer Seitenstraße in der Nähe der Bourbon Street und stiegen aus...plötzlich hörten wir Musik. Laute Schreie, Gejohle, Trompeten, Trommeln...wir blickten also die Straße hinunter, und tatsächlich fand dort genau in diesem Moment ein Faschingsumzug statt! Bunte Wagen fuhren durch die Menschenmassen und mit Masken verkleidete Menschen schmießen irgendwelche Plastikketten in die Menge, auch mal einen Becher oder ein Stofftier. Die Masse johlte wie verrückt und jeder behängte sich mit den bunten Plastikketten, die Kinder flippten teilweise richtig aus. Muss man sich mal überlegen - bei uns muss schon taschenweise Süsses rausspringen, bis die Kleinen beruhigt sind, hier reichen ein paar dumme Ketten...auch für Jungs übrigens. Und für Männer. Der Wahnsinn...
Das Ganze nennt sich hier "Mardi Gras" und ist wie Fasching bei uns. Anders als bei uns finden hier aber während der "Mardi Gras"-Zeit immer wieder Umzüge und Events statt, die dann in der größten Feier am Faschingsdienstag gipfeln. Oder irgendwie so...























Jedenfalls war es ja klar, dass wir wieder bei so einem Event landen. Zufällig eben. Wie so vieles hier. Man muss wirklich immer wieder mit neuen Erlebnissen rechnen...
Später am Abend waren wir noch in der Bourbon Street, haben Jambalaya und Gumbo gegessen und wurden dabei von "Steamboat Willy" und seiner Band unterhalten. Aber da ein Bericht über die Bourbon Street den Rahmen sprengen würde, ich jetzt auch keine Lust mehr zu schreiben habe und wir eh mindestens morgen noch hier in New Orleans sind, schreib ich einfach die nächsten Tage den Rest in einem anderen Post. Bis dahin - macht`s gut! ;-)



5 Kommentare:

  1. Ui,
    hoffe doch ihr habt mir eine Plastikkette gefangen :P *gg*
    Wünsche euch weiterhin viel Spaß!

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  2. Hey, ist ja heftig. Immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort :-)
    wir hatten mehr oder weniger das ganze WE Fasching :-)
    Freitag auf Geburtstag mit 80er-Mottoparty: Mike ging als Slash (nur der Jacky hat gefehlt) und ich als Axel Rose
    Samstag Faschingssitzung in der Siedlung: Mike ging als Al Capone (der moderne langhaarige...) und ich als Teufel :-)
    Grüße Mike + Alex

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  3. PS: Ich kenne Mardi Gras übrigens eigentlich nur "nicht jugendfrei". Seltsam - habt ihr etas in eurem Bericht verschwiegen? ;P

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  4. Nein, ganz und gar nicht. Wir haben alles gesagt *hüstel*

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  5. @Mike und Alex
    Ja, das passt zu Euch ;-)))
    LG

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