Montag, 28. Februar 2011

Zu wenig Jazz, zu wenig Voodoo?

Gestern sprachen wir noch lange darüber, wie die Reise weitergehen soll. New Orleans stellt so etwas wie eine Weggabelung dar - reisen wir eher in den Westen nach Texas oder soll es erst nochmal in den Norden gehen, nach Memphis, Nashville und Co. Vorteile haben beide Varianten, Nachteile natürlich auch...aber gewonnen hat am Ende die Memphisstrecke, da es in Texas nicht wirklich viel gibt, was wir sehen möchten, und da wir - ihr werdet es kaum nachvollziehen können - mal wieder kälteres Wetter haben möchten. Ja, sowas gibt`s...
Und inzwischen sind wir sogar nach einer weiteren größeren Strecke von 400 Meilen wohlbehalten in Memphis angekommen und nächtigen gleich in der Nähe von Graceland, dem ehemaligen Anwesen von Elvis. Kälter ist es hier eindeutig, bewölkt und windig. Überall findet man hier Souvenirshops, und das Gesicht vom King grinst einen von jeder noch so kleinen Ecke aus an. Will jemand ein Elvis-Kochbuch? Oder Elvis-Weihnachtskugeln? Elvis-Topflappen? Oder vielleicht Elvis-Wandthermometer? Kein Problem, hier gibt es einfach alles!
Aber bevor wir morgen Memphis unsicher machen, hier erstmal der vollständige New Orleans Bericht:

Bourbon Street/ French Quarter/ St. Louis No. # Cemetery / Schaufelraddampfer Nachtez

Diese vier Sehenswürdigkeiten befinden sich im Prinzip schön kompakt zwischen der Interstate 10 und dem Mississippi gelegen. An der Nordseite des French Quarters befindet sich ein Visitor Center - parkt man dort, kann man ohne Probleme schonmal zum Friedhof laufen, dem ältesten und berühmtesten der Stadt New Orleans. Hier wurde die letzte Szene von Easy Rider gedreht, und hier befindet sich auch das (angebliche) Grab der Voodooqueen Marie Laveau. Dort hinterlegen die Menschen immer noch persönliche Dinge, um sich von der Queen beschützen zu lassen...wir glauben das zwar nicht so recht, aber ein Euro liegt jetzt zumindest auch dort rum. Vorsorglich. Man weiß ja nie...
Gleich unter dem Friedhof befindet sich das French Quarter, ein schmuckes Viertel. In den typischen Balkonhäusern befinden sich alle möglichen Shops, Souvenirläden, Künstlergalerien, Bars, Kneipen...und immer herrscht dort ein Hauch Verrücktheit, so haben wir es wenigstens erlebt. So gab es gestern zum Beispiel eine Mardi Gras Hundeparade im French Quarter: Muss man sich vorstellen wie ne Menschenparade, nur dass halt jeder mit seinem (natürlich) verkleideten Hund dort rumsteht und Hunde ansieht, die mit ihren Herrchen und Frauchen auf Fahrrädern und Wägen vorbeifahren und Ketten schmeißen. Die Herrchen natürlich, nicht die Hunde. Total verrückt eben...wir haben dort Gestalten gesehen, schade, dass wir keine Fotos gemacht haben. Ihr glaubt es uns nicht. Dafür mal ein paar typische Strassenkünstler des French Quarters:




















Die Hundeparade ging unter Anderem durch die Bourbon Street, sozusagen die berühmteste Straße von New Orleans. Was für New York die 5th Avenue, für Miami der Ocean Drive, Las Vegas der Sunset Strip und für Los Angeles der Rodeo Drive, ist für New Orleans die Bourbon Street. Und die Straße hat es wirklich in sich! Wir stellten sie uns etwas ruhiger vor, jazziger, ein wenig gehobener und "gestylter". In Wahrheit jedoch ist es eine Meile der Sünde, eine Reeperbahn der USA, mit Sexshops, Live Sexshows, Tabledance-Bars, Gentlemens Clubs und Allem, was man sich so vorstellen kann und was man sich noch nie vorgestellt hat. Nebenbei befinden sich dort noch unzählge Bars jeglicher Art, jede mit Livemusik von Rock bis Pop, viele mit kostenlosem Zutritt zu einem der Balkone der im schmucken Stil gehaltenen Gebäude. Überall blinkt es, torkeln einem Betrunkene entgegen, wird gebrüllt, gesoffen, gesungen. Von den Balkonen werden wieder diese Plastikperlenketten geschmießen und von unten wieder hoch - wir haben den Sinn noch nicht verstanden, aber es braucht auch keinen. "Ich hab ne Kette und die schmeiß ich dir jetzt zu!". Mehr steckt da wahrscheinlich nicht dahiner...
Jedenfalls haben wir wirklich lange nach dieser Jazzclub-Atmosphäre gesucht, für die die Bourbon Street so berühmt sein soll. Vielleicht waren wir auch blind und zu arg in diesem Trubel gefangen, möglicherweise liegt es auch an Mardi Gras - aber Jazz, Menschen in Anzügen, feines Essen, das haben wir nicht gesehen. Wer feiern will, nur zu. Wer nobel ausgehen möchte, der wird dort - zumindest an Mardi Gras - nicht wirklich fündig (oder er weiß wie gesagt mehr wie wir, ist ja gut möglich).




















In der Nähe gibt es noch die Möglichkeit einer Schaufelraddampferfahrt auf dem Mississippi, direkt unterhalb des French Quarters am gleichnamigen Dock. Die "Natchez" ist einer der letzten Schaufelraddampfer auf diesem Fluss - authentischer geht es also kaum. Leider war die Tour trotzdem etwas langweilig. Vielleicht auch hier wieder eine subjektive Empfindung, wir haben schon so viele Häfen gesehen. Und gegen die Hamburger Hafentour ist diese Tour wirklich ein müder Abklatsch, uninteressant und öde. Man fährt an ein paar Tankern vorbei, betrachtet die um diese Jahreszeit eh etwas trist wirkende Uferlandschaft, eine hässliche Ölraffinerie und das war es im Prinzip. Wenn wir also etwas empfehlen können, dann eher die Jazzdinnerfahrt abends, das wird mehr Stil und mehr vom New Orleans Feeling rüberbringen...
Interessant war trotzdem der Maschinenraum, der frei zur Besichtigung steht, und der Mann, der auf dem Dach des Schiffes mithilfe des Dampfes eine lustige Orgel spielte. Fazit: Das Schiff ist richtig schön - die Tour für uns etwas durchwachsen. Fotos haben wir deswegen auch nicht wirklich.

New Orleans war also insgesamt irgendwie nicht so wirklich unsere Stadt. Keine Ahnung, wieso eigentlich genau. Zu wenig Jazz, zu wenig Voodoo? Wahrscheinlich war es uns zu hektisch und zu turbulent. Da war es selbst an Sylvester in New York angenehmer. Aber wenn mal nicht Mardi Gras sein sollte, kann man hier bestimmt ein paar schöne und interessante Tage verbringen!




2 Kommentare:

  1. Hallo an Euch da drüben: habe mit großem Interesse euren Spritverbrauch nachvollzogen. Hat man euch schon mitgeteilt, dass wir hier im Moment eine - na, sagen wir mal - eine Ölkrise haben? Derzeitiger Super Preis, statt euren 0.61 Cent, ganze 1.53Euro. Stellt euch sicherheitshalber schon mal darauf ein wenn ihr wiederkommt. LG Rosi
    PS: Aber vielleicht ist die Krise dann ja wieder vorbei - hoffentlich!!!

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  2. Hallo Rosi!
    1,53 Euro? Ach du meine Güte...aber hier in den USA kam auch schon in den Nachrichten, dass mit höheren Spritpreisen zu rechnen ist. Mal abwarten..
    Liebe Grüße :-)

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