Montag, 28. Februar 2011

Zu wenig Jazz, zu wenig Voodoo?

Gestern sprachen wir noch lange darüber, wie die Reise weitergehen soll. New Orleans stellt so etwas wie eine Weggabelung dar - reisen wir eher in den Westen nach Texas oder soll es erst nochmal in den Norden gehen, nach Memphis, Nashville und Co. Vorteile haben beide Varianten, Nachteile natürlich auch...aber gewonnen hat am Ende die Memphisstrecke, da es in Texas nicht wirklich viel gibt, was wir sehen möchten, und da wir - ihr werdet es kaum nachvollziehen können - mal wieder kälteres Wetter haben möchten. Ja, sowas gibt`s...
Und inzwischen sind wir sogar nach einer weiteren größeren Strecke von 400 Meilen wohlbehalten in Memphis angekommen und nächtigen gleich in der Nähe von Graceland, dem ehemaligen Anwesen von Elvis. Kälter ist es hier eindeutig, bewölkt und windig. Überall findet man hier Souvenirshops, und das Gesicht vom King grinst einen von jeder noch so kleinen Ecke aus an. Will jemand ein Elvis-Kochbuch? Oder Elvis-Weihnachtskugeln? Elvis-Topflappen? Oder vielleicht Elvis-Wandthermometer? Kein Problem, hier gibt es einfach alles!
Aber bevor wir morgen Memphis unsicher machen, hier erstmal der vollständige New Orleans Bericht:

Bourbon Street/ French Quarter/ St. Louis No. # Cemetery / Schaufelraddampfer Nachtez

Diese vier Sehenswürdigkeiten befinden sich im Prinzip schön kompakt zwischen der Interstate 10 und dem Mississippi gelegen. An der Nordseite des French Quarters befindet sich ein Visitor Center - parkt man dort, kann man ohne Probleme schonmal zum Friedhof laufen, dem ältesten und berühmtesten der Stadt New Orleans. Hier wurde die letzte Szene von Easy Rider gedreht, und hier befindet sich auch das (angebliche) Grab der Voodooqueen Marie Laveau. Dort hinterlegen die Menschen immer noch persönliche Dinge, um sich von der Queen beschützen zu lassen...wir glauben das zwar nicht so recht, aber ein Euro liegt jetzt zumindest auch dort rum. Vorsorglich. Man weiß ja nie...
Gleich unter dem Friedhof befindet sich das French Quarter, ein schmuckes Viertel. In den typischen Balkonhäusern befinden sich alle möglichen Shops, Souvenirläden, Künstlergalerien, Bars, Kneipen...und immer herrscht dort ein Hauch Verrücktheit, so haben wir es wenigstens erlebt. So gab es gestern zum Beispiel eine Mardi Gras Hundeparade im French Quarter: Muss man sich vorstellen wie ne Menschenparade, nur dass halt jeder mit seinem (natürlich) verkleideten Hund dort rumsteht und Hunde ansieht, die mit ihren Herrchen und Frauchen auf Fahrrädern und Wägen vorbeifahren und Ketten schmeißen. Die Herrchen natürlich, nicht die Hunde. Total verrückt eben...wir haben dort Gestalten gesehen, schade, dass wir keine Fotos gemacht haben. Ihr glaubt es uns nicht. Dafür mal ein paar typische Strassenkünstler des French Quarters:




















Die Hundeparade ging unter Anderem durch die Bourbon Street, sozusagen die berühmteste Straße von New Orleans. Was für New York die 5th Avenue, für Miami der Ocean Drive, Las Vegas der Sunset Strip und für Los Angeles der Rodeo Drive, ist für New Orleans die Bourbon Street. Und die Straße hat es wirklich in sich! Wir stellten sie uns etwas ruhiger vor, jazziger, ein wenig gehobener und "gestylter". In Wahrheit jedoch ist es eine Meile der Sünde, eine Reeperbahn der USA, mit Sexshops, Live Sexshows, Tabledance-Bars, Gentlemens Clubs und Allem, was man sich so vorstellen kann und was man sich noch nie vorgestellt hat. Nebenbei befinden sich dort noch unzählge Bars jeglicher Art, jede mit Livemusik von Rock bis Pop, viele mit kostenlosem Zutritt zu einem der Balkone der im schmucken Stil gehaltenen Gebäude. Überall blinkt es, torkeln einem Betrunkene entgegen, wird gebrüllt, gesoffen, gesungen. Von den Balkonen werden wieder diese Plastikperlenketten geschmießen und von unten wieder hoch - wir haben den Sinn noch nicht verstanden, aber es braucht auch keinen. "Ich hab ne Kette und die schmeiß ich dir jetzt zu!". Mehr steckt da wahrscheinlich nicht dahiner...
Jedenfalls haben wir wirklich lange nach dieser Jazzclub-Atmosphäre gesucht, für die die Bourbon Street so berühmt sein soll. Vielleicht waren wir auch blind und zu arg in diesem Trubel gefangen, möglicherweise liegt es auch an Mardi Gras - aber Jazz, Menschen in Anzügen, feines Essen, das haben wir nicht gesehen. Wer feiern will, nur zu. Wer nobel ausgehen möchte, der wird dort - zumindest an Mardi Gras - nicht wirklich fündig (oder er weiß wie gesagt mehr wie wir, ist ja gut möglich).




















In der Nähe gibt es noch die Möglichkeit einer Schaufelraddampferfahrt auf dem Mississippi, direkt unterhalb des French Quarters am gleichnamigen Dock. Die "Natchez" ist einer der letzten Schaufelraddampfer auf diesem Fluss - authentischer geht es also kaum. Leider war die Tour trotzdem etwas langweilig. Vielleicht auch hier wieder eine subjektive Empfindung, wir haben schon so viele Häfen gesehen. Und gegen die Hamburger Hafentour ist diese Tour wirklich ein müder Abklatsch, uninteressant und öde. Man fährt an ein paar Tankern vorbei, betrachtet die um diese Jahreszeit eh etwas trist wirkende Uferlandschaft, eine hässliche Ölraffinerie und das war es im Prinzip. Wenn wir also etwas empfehlen können, dann eher die Jazzdinnerfahrt abends, das wird mehr Stil und mehr vom New Orleans Feeling rüberbringen...
Interessant war trotzdem der Maschinenraum, der frei zur Besichtigung steht, und der Mann, der auf dem Dach des Schiffes mithilfe des Dampfes eine lustige Orgel spielte. Fazit: Das Schiff ist richtig schön - die Tour für uns etwas durchwachsen. Fotos haben wir deswegen auch nicht wirklich.

New Orleans war also insgesamt irgendwie nicht so wirklich unsere Stadt. Keine Ahnung, wieso eigentlich genau. Zu wenig Jazz, zu wenig Voodoo? Wahrscheinlich war es uns zu hektisch und zu turbulent. Da war es selbst an Sylvester in New York angenehmer. Aber wenn mal nicht Mardi Gras sein sollte, kann man hier bestimmt ein paar schöne und interessante Tage verbringen!




Samstag, 26. Februar 2011

Mardi Gras

Wir haben aber auch ein Glück...immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort...aber fangen wir von vorne an:
Endlich haben wir die Strecke nach New Orleans bewältigt und sind heute Mittag angekommen. Natürlich hatten wir die Entferung unterschätzt, das passiert uns ständig. Ich habe die Theorie, dass man die Karten unterbewusst mit den auf deutschen Karten herrschenden Maßstab ansieht und daher die Städte, Staaten und Straßen kleiner macht, als sie eigentlich sind. Die Dimensionen hier in den USA sind gewaltig. Man fährt über Flüsse, gegen die der Rhein wirklich alt aussieht - und diese Flüsse sind auf Karten nur als kleine Rinnsale zu sehen. Man fährt über 8 spurige Highways, vorbei an "kleinen" Städten, gegen deren Skyline die Frankfurter Skyline einem Kaff gleicht, durch endlos scheinende Wälder, auf schnurgeraden Strecken Meile um Meile, Stunde um Stunde.
Und so sind wir gestern ganze 480 Meilen am Stück gefahren, ohne wirklich an unser Ziel zu kommen. Eine kleine Rast haben wir gemacht, als wir an der Interstate 10 noch in Florida ein Schild mit der Aufschrift sahen: "Visit Greenville, Home of Ray Charles. Next Exit, 2 Miles on the right". Also waren wir noch in Greenville, einem  fürchterlich armen Dorf, vor dessen zerfallenden Häusern die arbeitslosen Männer ihr Fleisch über Feuer aus alten Tonnen grillen, an dessen Hauptstraße kein einziger Laden die Krise überlebt zu haben scheint und aus dem wir so schnell wie möglich raus wollten. Es gibt dort ein Ray Charles Monument und eine Rekonstruktion das Hauses, in dem er aufwuchs. Ich habe schnell meine Bilder gemacht und dann fuhren wir weiter. Man fühlt sich in solchen Momenten als Tourist nicht wohl. Man möchte helfen, kann es aber nicht. Man fühlt mit, kurvt aber mit seinem Van und der Kamera durch die Straßen. Es hinterlässt ein mulmiges Gefühl.

Schließlich kamen wir heute wie gesagt endlich in New Orleans an - schon von Weitem fällt das viele Wasser auf, die vielen Brücken und Straßen, die auf Pfeilern durch das Wasser führen. An der Seite der Interstate immer wieder Häuser, deren Dach halb abgedeckt ist, deren Holzfassade in Trümmern liegt oder die gleich als Ruine gelten könnten. Sind dies immer noch die Auswirkungen vom Hurrikan "Kathrina", der 2005 die Stadt in Schutt und Asche legte? Ich glaube schon...wenn einem armen Menschen noch der letzte Rest genommen wird, wie soll er seine Existenz wieder aufbauen können?

Wie ihr merkt, gab es auf unserem Weg sehr viele Eindrücke von Armut, Katastrophen und Unglück. Aber auch das gehört eben mit dazu. Der krasse Gegensatz sollte eh nicht lange auf sich warten:
Nachdem wir einen Friedhof besucht hatten, auf dem - wieder mal - zufällig eine Szene von "Easy Rider" gedreht wurde (ein Einheimischer klärte uns darüber auf und ich erkannte tatsächlich die Szenerie wieder), parkten wir den Van in einer Seitenstraße in der Nähe der Bourbon Street und stiegen aus...plötzlich hörten wir Musik. Laute Schreie, Gejohle, Trompeten, Trommeln...wir blickten also die Straße hinunter, und tatsächlich fand dort genau in diesem Moment ein Faschingsumzug statt! Bunte Wagen fuhren durch die Menschenmassen und mit Masken verkleidete Menschen schmießen irgendwelche Plastikketten in die Menge, auch mal einen Becher oder ein Stofftier. Die Masse johlte wie verrückt und jeder behängte sich mit den bunten Plastikketten, die Kinder flippten teilweise richtig aus. Muss man sich mal überlegen - bei uns muss schon taschenweise Süsses rausspringen, bis die Kleinen beruhigt sind, hier reichen ein paar dumme Ketten...auch für Jungs übrigens. Und für Männer. Der Wahnsinn...
Das Ganze nennt sich hier "Mardi Gras" und ist wie Fasching bei uns. Anders als bei uns finden hier aber während der "Mardi Gras"-Zeit immer wieder Umzüge und Events statt, die dann in der größten Feier am Faschingsdienstag gipfeln. Oder irgendwie so...























Jedenfalls war es ja klar, dass wir wieder bei so einem Event landen. Zufällig eben. Wie so vieles hier. Man muss wirklich immer wieder mit neuen Erlebnissen rechnen...
Später am Abend waren wir noch in der Bourbon Street, haben Jambalaya und Gumbo gegessen und wurden dabei von "Steamboat Willy" und seiner Band unterhalten. Aber da ein Bericht über die Bourbon Street den Rahmen sprengen würde, ich jetzt auch keine Lust mehr zu schreiben habe und wir eh mindestens morgen noch hier in New Orleans sind, schreib ich einfach die nächsten Tage den Rest in einem anderen Post. Bis dahin - macht`s gut! ;-)



Donnerstag, 24. Februar 2011

Die fliegen in`s Weltall - wir fahren nach New Orleans

Wir haben im Moment Donnerstag morgens halb acht. Caro macht sich gerade fertig und ich schreibe diesen Post vor, da wir ab heute wieder auf Tour sein werden und dann erst mal aus Florida raus möchten. Nächste Station wird New Orleans sein, schätzungsweise kommen dort morgen gegen die Mittagszeit an.
Vorher schauen wir uns aber ja noch den Shuttle Start an. Glaube, das ist hier ein großes Event. Wir sind gestern schonmal durch Titusville gefahren, und überall am Straßenrand sperrten Anwohner mit Plastikband ihre Grundstücke ab, standen die Trailer auf den Parkplätzen oder blickten Menschen schonmal Richtung Startpad - wollten anscheinend einen kleinen Eindruck der zu erwartenden Sicht am heutigen Tag bekommen. Ich bin mir sicher, dass die Anwohner von Titusville ihre Parkplatzgrundstücke gegen Gebühr anbieten werden - also gehen wir dann gleich auf Achse, um vielleicht doch noch einen guten öffentlichen Parkplatz zu erwischen. Haben da schon einige in der Auswahl, unter anderem auch einen mit schattigen Plätzen, Bänken und Toiletten (kann ja auch wichtig sein). Und dann heißt es den lieben langen Tag lang auf dem Parkplatz warten...zum Glück haben wir Bücher dabei, und zum Glück haben wir ja auch Fahrräder. Mal sehen, wie wir uns die Zeit bis zum Start vertreiben, den die NASA gegen 04:50 pm angesetzt hat.
Und dann - dann geht es ENDLICH hier raus und ENDLICH wieder richtig auf Achse, auf zu neuen Ufern und auf zu neuen Landschaftsbildern, neuen Gegenden, Dialekten, Menschen. Freuen uns schon drauf!
So - jetzt wird gepackt und dann geht`s los, und hier an dieser Stelle werdet ihr heute abend oder morgen früh (nach US-Zeit) noch die Bilder des heutigen Tages zu sehen bekommen. Schaut also nochmal in diesen Beitrag rein! ;-)

(Und hier sind sie, die Bilder vom Shuttlestart!)






Mittwoch, 23. Februar 2011

In`s All - und zurück auf den Boden der Tatsachen

Ach, ich vergaß ja ganz zu erwähnen, dass mich der Herr McBride voller Freude auf eine seiner Missionen mitnahm. Ganze 21 Jahre waren wir im All unterwegs und besuchten zahlreiche Gestirne, erforschten den Mond und durchsuchten die Canyons des Mars nach außerirdischem Leben.
Um Caro die Wartezeit auf der Erde zu verkürzen, reisten wir mit wahnsinniger Hyperraumgeschwindigkeit und kamen auf diese Weise schon nach einigen Stunden Erdzeit wieder am Space Center an. Dummerweise bin ich in diesen wenigen Stunden natürlich um Einiges gealtert...daher die grauen Haare. Ich habe das auch schon öfters gemacht...





















Ok, ich geb`s ja zu - das wir mit der schlechteste Versuch eines Witzes, den ich bis jetzt hier unternommen habe. Aber ich wollte noch irgendwie diese beiden dummen Bilder unterbringen, man möge es mir verzeihen...
Bleiben wir lieber hier auf Mutter Erde und etwas ernster. Ich frage mich, ob jemand unserer Leser überhaupt weiß, dass das Gelände der NASA ein Naturschutzgebiet ist? Klingt seltsam? Ja, dachten wir anfangs auch. NASA, das klingt nach Lärm, nach Industrie, nach Beton und Stahl, nach Landebahnen, Flugzeugen, Abgasen. Stimmt, es klingt so. Es ist aber nicht so, denn in Wahrheit befindet sich auf dem Gelände ein wahrer Schatz an Tierarten!
Die NASA kaufte in den 60ern das gesamte Gebiet der Halbinsel, auf der sich später das Kennedy Space Center und die Startplattformen befinden sollten, und verschrieb sich neben der Erforschung des Weltalls ebenso dem Schutz dieses Stück Landes. Das Areal wurde zum Wildlife Refugee erklärt und steht unter besonderem Artenschutz, und gleich nebenan starten und landen die Shuttles. Wie sich das erklärt? Auch ganz einfach: Der quantitative Lärm ist minimal - ein paar Minütchen im Monat. Und die restliche Zeit herrscht hier ganz einfach Stille und Ruhe. Touristen kommen hauptsächlich nur mit den Tourbussen in das Gebiet hinein, und die wenigen Straßen durch den Naturpark sind nicht stark befahren. Und so findet man gleich neben dem Apollocenter Nester von Weisskopfseeadlern, in den vielen Flussadern etliche Alligatoren, an bestimmten Stellen Manatees, den Floridapanther und und und...
Es gibt auf der Insel der NASA einen kleinen Rundweg, den man mit dem Auto abfahren kann, genannt Black Point Drive. Und genau das haben wir heute mal gemacht. Und siehe da, ein paar Wildtiere konnten wir doch tatsächlich sehen!




Ab in den Sturzflug!

Der Reiher weiß anscheinend nicht, was da um
die Ecke lauert...



Dieser Zeitgenosse hatte leider das zeitliche gesegnet -
man sieht ihn aber trotzdem nicht alle Tage.



Die obligatorischen Delphine schwammen auch mal wieder vorbei!


Jon McBride

Jon McBride wurde am 14. August 1943 in Charleston, Virginia, geboren. Schon früh wusste er, wohin ihn sein weiterer Lebensweg treiben sollte, studierte von 1960 bis 1964 an der West Virginia Highschool und erhielt im Jahre 1971 seinen Bachelor in Luftfahrttechnik. 1978 dann wurde er von der NASA als Astronautenanwärter ausgewählt und bestritt dort verschiedenste Aufgaben, bis er schließlich 1984 als Pilot für die Space Shuttle Mission STS-41 G aufgestellt wurde. So kam es, dass Jon McBride am 05. Oktober mit dem Space Shuttle Challenger für 8 Tage ins Weltall flog...

Weshalb ich das erzähle, wollt ihr wissen? Und was überhaupt ein Space Shuttle ist?

Nun, zur zweiten Frage gibt es eine ganz logische Antwort: Wie so ein Shuttle aussieht weiß ja eigentlich jeder. Aber welche Aufgabe erfüllt es...hm, das ist ganz einfach: Wo die Menschen nach neuen Entdeckungen streben, da müssen sie Außenposten in der Wildnis bilden, um immer weiter in unerforschte Gebiete vordringen zu können. Und als beschlossen wurde, eine Raumstation in Nähe der Erde zu errichten, musste auch ein Transportmittel zu dieser Station gefunden werden - um benötigtes Equipment und Personal dorthin zu schaffen, Reparaturen zu bewerkstelligen, Neu- und Umbauten zu planen oder Ressourcen zur Station zu transportieren. Ein Shuttle eben. Ein Space Shuttle. Und seit die NASA zusammen mit den anderen Raumfahrtbehörden der Welt an der ISS bastelt, gibt es diese Space Shuttles, die zum Einen beim Aufbau der Station helfen, zum Anderen aber auch ganz andere Aufgaben übernehmen können. Das Hubbleteleskop sei da zum Beispiel genannt, ein Teleskop gigantischen Ausmaßes, welches in der Umlaufbahn der Erde treibt und uns seit seiner Installation mit immer neueren Erkenntnissen über das All füttert. Auch hier waren Space Shuttles am Werk.

Und weshalb ich das erzähle? Nun, gestern hat uns Jon McBride im Kennedy Space Center getroffen. Sein ganzer phänomenaler Lebensweg schien nur auf diesen einen Moment hinaus zu laufen...er hielt im Space Center zuerst einen kurzen Vortrag über sich und seine Arbeit und gab später eine Autogrammstunde. Als er uns dann schließlich sah, wollte er natürlich gleich ein Foto haben. Also dachten wir: "Gut, wenn es ihn glücklich macht!" Und schaut mal, wie glückselig er lächelt...

Aber natürlich haben wir im Space Center nicht nur Jon McBride eine Freude gemacht, sondern auch Einiges gesehen und erlebt. Man konnte zum Beispiel eine Bustour zu den Startpads der Shuttles und zum Apollocenter, also dem Mondprogramm der NASA, unternehmen. Dort konnten wir schonmal einen Blick auf das Startpad werfen, von dem aus am Donnerstag das Space Shuttle Discovery die letzte Mission der Shuttles einläutet - dann wird die ISS fertig gestellt sein und neue Mondmissionen sowie Marsmissionen gestartet. Das Shuttle selbst wurde schon über das Kiesbett zu seinem Platz gebracht und befindet sich bereits auf der Plattform, wird aber noch verdeckt.
Im Apollocenter konnte man neben einer der Apolloraketen wieder - wie schon in der Hall of Fame - einige original Ausstellungsstücke betrachten.

Shuttle Launch Pad


Das Kiesbett zu den Apollo Startpads
Mondgestein

Im Kennedy Space Center selbst gab es auch noch einige Dinge zu erleben: Ein Shuttle Launch Simulator gab einem das Gefühl eines Shuttlestarts, im Raketengarten gab es etliche Raketen zu bewundern, es gab Ausstellungen über die Raumfahrt, interaktive Spielchen, ein IMAX-Theater in dem wirklich großartige Filme liefen und noch viel mehr. Wir haben dort einen interessanten Tag verbracht, der viel zu schnell rumging. Aber seht selbst mal:








Dienstag, 22. Februar 2011

Super 8 - Have fun!

Alles hat heute morgen ganz normal angefangen: Als Caro morgens mit dem Duschen fertig war, habe ich mich langsam aus dem Bett geschält und bin Richtung "Badezimmer" gewatschelt. Naja, Badezimmer kann man es bei Motels eigentlich nicht nennen. Meistens befinden sich Dusche und WC in einem kleinen Extraraum und das Waschbecken, Fön etc. mit im restlichen Zimmer. Ich bin also korrekterweise Richtung Duschraum gewatschelt - und habe dort angekommen noch im Halbschlaf die Tür hinter mir geschlossen. Es hat laut geklickt, und ich dachte mir noch: "No, was waren des jetz?" Aber das war erst mal egal...erst mal eine schöne Dusche nehmen! Hach, wie ist das schön morgens! Aber halt, moment - mir fehlte noch das Handtuch. Ich habe mir irgendwie angewöhnt, das Handtuch neben der Dusche auf den Spülkasten zu legen - ich hasse es, tropfnass durch das Zimmer zu laufen und am besten noch auf den Fliesen auszurutschen. Mir würde das nämlich garantiert passieren. Das Handtuch muss schon parat nebendran liegen...ich wollte also nochmal raus, um es zu holen (denn der Handtuchhalter befindet sich auch ausserhalb des Duschraums), greife an den Türknauf, drehe ihn, uuuuund - nix passiert. "Hm", denke ich mir, "die Tür scheint abgeschlossen zu sein!" (was für eine feinsinnige Schlussfolgerung!), und versuche, selbige zu öffnen. Ich drehe am Knauf, drücke am Knopf zum Ab- und Aufschließen, drehe, drücke, ziehe, wackle, drücke, drehe - nix passiert. Die Tür geht einfach nicht auf.
Draußen stand Caro am Waschbecken: "Hey, wassen los?".
"Ich komme nicht mehr raus hier!".
Ich höre, wie sie an die Tür geht und auch ihr Glück versucht (und irgendwie meine ich auch, ihr Augenrollen durch die geschlossene Tür zu hören). Sie rüttelt also auch...wackelt, dreht, drückt, zieht. Und auch hier - nix passiert.
"Das gibt es doch nicht!".
"Ich verstehe es auch nicht. Hab gar nix gemacht, bin ganz normal ins Bad, hab die Tür zugezogen und jetzt geht nix mehr. Hab keinen Knopf gedrückt, gar nix!".
"Hm....".
"Hm...."
Die nächsten Minuten haben wir damit verbracht, abwechselnd alle möglichen Techniken des Türknaufdrehens und Türmanipulierens durchzuprobieren, alles aber ohne Erfolg. Ich blieb hier im Bad, eingeschlossen, bekleidet mit Boxershorts und T-Shirt, und kam nicht mehr raus aus diesem engen und trostlosen Raum. An der Decke wummerte die Abluft vor sich hin, die sich automatisch mit dem Licht anschaltet. "Furchtbar laut", dachte ich mir nach einiger Zeit.
"Mach doch mal bitte das Licht aus, ich kann das nicht mehr hören!"
"Wirklich?"
"Ja, bitte!"
"O-K..."
Zack - jetzt war es nicht nur eng, sondern auch dunkel. Ich saß auf dem Klodeckel eines Motels in den USA und weder ich noch Caro wussten, was zu tun war. Für einige Zeit waren wir beide ruhig, bis Caro dann meinte, mal zur Rezeption zu gehen und denen Bescheid zu sagen.
"Na, super", dachte ich, "aber klar, was soll man sonst machen?"
Ich blieb solange sitzen, im Dunkeln, stierte vor mich hin. Irgendwann würde ich wahrscheinlich herausfinden, dass ich am Türspalt die Tageszeit ablesen könne. Ich würde für jeden Tag mit dem Fingernagel eine Furche in die Wand ritzen um mir einen Kalender zu erstellen, mich vom Wasser aus der Dusche ernähren und mir mit der Zeit ein Loch durch die Wand fressen...
"Ok, die haben gesagt, sie holen jemanden!"
"Gut, sehr gut...also warten wir."
Und dann warteten wir. Und warteten. Die Zeit kam mir irgendwie unendlich lang vor...
Dann endlich kam anscheinend der Hausmeister an. Er fragte kurz, wie das passieren konnte und versuchte dann auch sein Glück. Er rüttelte und schüttelte, er drehte und der ziehte, und auch bei ihm passierte nichts. War er am Anfang noch zaghaft, schien er mit der Zeit kein Erbarmen mehr mit der Tür zu haben. Diese aber gab nicht nach...sie gab einfach nicht nach. Muss eine Tür aus den USA gewesen sein, so stur wie sie war...
"Ok, I´ll come back just in a minute", sprach der Hausmeister schließlich und verliess den Raum.
Ich hatte schon eine leise Ahnung, was nun kommen würde, und als er nach zwei Minuten wieder ankam, wurde meine Erwartung nicht enttäuscht: Plötzlich vibrierten die Tür und das Schloß und die Wand, ja im Prinzip der ganze Raum wie verrückt und ein Heidenlärm erfüllte das kleine Bad.
Ja, er bohrte das Schloß auf. Er bohrte es tatsächlich auf...

Was soll ich sagen? Nach ca. einer Stunde (aber gefühlten zwei) war ich endlich befreit, stand in Boxershorts vor dem Hausmeister und bedankte mich recht herzlich...ich war nun wieder ein freier Mensch, duschte mich doch noch (mit geöffneter Tür, da ja ohne Schloß), und wir zogen weiter des Weges Richtung Kennedy Space Center. Der Bericht dazu folgt dann morgen.

In diesem Sinne: Super 8 - have fun!





Achja: Die Ursache konnte nicht geklärt werden. Scheint so, als hätte die Tür tatsächlich einen eigenen Willen gehabt!