Samstag, 18. Juni 2011

Milk in Bottles 3

Ich hatte heute ein "Man in Black"-T-Shirt von Johnny Cash an - und das aus zwei einfachen Gründen: Zum Einen ist Cash natürlich eine (leider nicht mehr lebende) Musiklegende und ich habe in der letzten Zeit seine Musik wirklich zu schätzen gelernt, und zum Anderen hatten wir heute ein ganz bestimmtes Ziel...aber fangen wir einfach mal von vorne an.
Es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, kommende Filmsets in Städten auszumachen: Die Filmcrews heften an Hydranten, Ampeln oder Strassenlaternen bunte Zettel, auf denen verschiedene Angaben stehen. Das Datum des Drehs, die Uhrzeit, die Verantwortlichen, und ganz wichtig: Manchmal codiert, manchmal etwas offensichtlicher der Titel des Films, für den an diesem speziell markierten Ort gedreht wird. Gerade in LA oder auch New York sollte man deswegen seine Augen diesbezüglich offen halten. Und Caro entdeckte natürlich vorgestern einige dieser Zettelchen im Battery Park im Süden Manhattans mit der Aufschrift "MIB3". Wir haben noch überlegt, was das heißen könnte..."Milk in Bottles 3"?...ne, klingt albern...achja, klar: "MEN IN BLACK" natürlich! Also: Heute früh los in den Battery Park und Ausschau gehalten. Und tatsächlich fanden wir all die üblichen Merkmale eines Sets vor, wie wir sie schon von LA her kannten: Kamerawägen, Beleuchtungstechnik, Kabelgewussel, einige bereit gestellte Absperrungen, und Securitys...auf ihren T-Shirts die Aufschrift: "Men in Black 3". Tatsächlich. Wir hatten mit unserer Vermutung also Recht behalten. Sollten wir am Ende sogar an einem unserer letzten Tage noch ein paar Stars sehen?


Die Kamera steht schon bereit

Drehort (im Hintergrund das MIB-Hauptquartier)

Statisten vor dem MIB-Hauptquartier


















Wir warteten also. Und warteten. Warteten. Gingen mal aufs Klo, aßen mal was, tranken ein bisschen...warteten...irgendwann lief ich mit den Worten "ich mach mal ein paar Fotos vom Park" los und fing das Knipsen an. Hot Dog Stände. Menschen in Freiheitsstatuekostümen. Gelbe Taxis. Und plötzlich, ein paar Meter weiter vorne, eine Menschenmasse! Ich lief hin, schaute, und registrierte: Hier wird im Moment gedreht!



















Also schnell Caro geholt und wieder zurück...und tatsächlich...nach einiger Zeit sah man immer wieder mal die Gesichter von Tommy Lee Jones und Will Smith durch die Crew blitzen! 
Wir verbrachten also den ganzen Tag im Battery Park und schauten den Dreharbeiten zu Men in Black zu, schossen zig Fotos von den Beiden, und das Beste: Als Will Smith plötzlich und wortwörtlich in die Menschenmenge rannte, um das Bad in der Menge zu genießen, konnten wir doch tatsächlich mal seine Hand schütteln! 

Tommy Lee rennt an uns vorbei Richtung Set

Kurz danach Will Smith

 

Will Smith kämpft sich durch die Menge...

...bis er endlich dort ist, wo er hin wollte...


















So ein Filmdreh ist wirklich furchtbar interessant (wahrscheinlich hätte ich mich in diese Richtung bewegt, würden wir hier wohnen...als Kabelträger, Rowdie, Statistencaster, alles egal) und mal sehen - vielleicht gehen wir morgen nochmal hin, da wird nämlich weitergedreht, und schütteln Tommy Lee Jones auch mal die Hand... ;-)

Samstag, 11. Juni 2011

My eyes are getting weary...

My back is getting tight
I´m sitting here in traffic
On the Queensborough Bridge tonight
But I don`t care cause all I wanna do
Is cash my cheque and drive right home to you
Cause Baby all my life I will be driving home to you...

Ganz kurz ein Bild - Selbstauslöser vom Rucksack aus, daher krumm...und ein total verregneter Tag in Queens, daher kein Rumwälzen am Boden...leider! ;-)

Mittwoch, 8. Juni 2011

Going to NYC / Danke Nelli & Alex

Wir sind auf dem Weg nach New York City, inzwischen nur noch in etwa 100 Meilen von dieser Wahnsinsstadt entfernt, in der sich der Kreis schliessen wird und wir die letzten Tage unseres grossen Abenteuers verbringen werden.
Boston liegt hinter uns - leider. Wir haben eine wirklich schöne Zeit bei Nelli und Alex verbracht und haben für einige Tage Abstand von den "Strapazen" der letzten Monate finden können. "Strapazen?", mögt ihr Euch nun denken...ja, ist wirklich wahr...wir sind im Schnitt etwa 150 Meilen am Tag gefahren, hatten niemals so etwas wie ein Zuhause oder einen Rückzugsort, und das ein halbes Jahr am Stück. Man nimmt dies nur oberflächlich wahr, aber ich glaube tief drinnen und gerade auf körperlicher Seite macht sich dies alles bemerkbar: Ich persönlich fühle mich durch diese Tour zwar unheimlich froh, so etwas erlebt zu haben und all die tollen Dinge gesehen und vor allem mit allen Sinnen gespürt zu haben (und nicht nur vor dem Fernseher zuhause die Welt betrachtet zu haben), aber andererseits hat es mir viel Energie genommen - möglicherweise auch durch das Fehlen einer vernünftigen Ernährung, die man ohne Küche auf der Strasse nunmal einfach nicht hat. Die Muskeln fühlen sich schlapp an, man ist schnell außer Puste, und im Allgemeinen hat der Körper einfach abgebaut. Und so freue ich mich auf die Regeneration zuhause und die Möglichkeiten, die man als Sesshafter besitzt...(bin eben doch langsam ein etwas älteres Eisen - aber wenigstens ein Eisen, welches einige Meilen auf dem Buckel hat! ;-)))
Ja, und so etwas hatten wir bei Nelli und Alex auch wieder mal: Ein freundliches Zuhause, das Zusammensein mit Anderen, das Erleben eines Alltags, wie wir ihn schon lange nicht mehr hatten - wir haben uns unheimlich auf die Beiden gefreut und waren traurig, Boston schlußendlich verlassen zu müssen.
Die Beiden haben zwei wirklich süsse Kinder: Caro und ich haben noch keine rechte Erfahrung im Umgang mit kleinen Rackern, aber ich glaube, wir haben uns recht gut angestellt und haben die Zeit mit den Kleinen genossen - nun sind wir ein wenig traurig, wieder "nur" zu Zweit zu sein, und man spürt wieder einmal, wie sehr man Freunde und Familie doch vermissen kann...
Es war schön, zusammen zu kochen, zusammen einkaufen oder auf den Spielplatz zu gehen, beim Verkauf einiger Einrichtungsgegenstände zu helfen oder einfach nur irgendwo zu chillen und die Zeit verstreichen zu lassen - und am Allerwichtigsten wieder mal unsere Freunde und ihre kleine Familie zu sehen. 

DANKE AN EUCH FÜR DIE TOLLE ZEIT!

Ansonsten geht es morgen weiter. Der grobe Plan sagt: Fahrt nach New York, einchecken im Hotel, abends dann Baseballspiel der Yankees gegen die Red Sox. Am nächsten Tag unseren Van in New Jersey abgeben, irgendwie nach New York zurückkommen, und dann die letzten Schritte erledigen: Koffer packen,Sitzplätze für den Rückflug reservieren, etc.
Mal schauen, was es dann noch zu berichten gibt. :-)

Sonntag, 5. Juni 2011

"Are you tourists?"

So kann es gehen, wenn man in Boston am Fenway Park, also dem hiesigen Baseballstation, entlang schlendert:
Eigentlich waren wir nur auf dem Weg zu einer Haltestelle dieser "Hop on, hop off"-Touristenbuse, die in beinahe allen etwas groesseren Staedten zu finden sind. Besagte Haltestelle war zufaelligerweise am Fenwaystadion, einem der kleinsten und aeltesten Baseballstadien der USA, in dem unter Anderen der legendaere Babe Ruth seine Karriere bestritt...und wie sollte es anders sein? Es war natuerlich Spieltag, und wir mussten uns durch Massen von Fans kaempfen, vorbei an Platzanweisern, Hotdogstaenden, ueber vollgestopfte Strassen und an vielbesuchten Bars hin zu unserem Ziel. Wahnsinn, was hier wieder mal los war, aber wie immer hat uns das recht gut gefallen - und ich meine noch zu Caro: "Oh Mann...das werde ich wirklich vermissen...die Sportevents hier....", als wenige Momente spaeter jemand hinter uns ruft: "Hey, you guys!". Wir haben noch nicht ganz realisiert, dass wir gemeint sind, und gehen in aller Ruhe weiter unseres Weges. Und wieder: "HEY!"
Schliesslich drehen wir uns doch mal um. Hinter uns laeuft ein etwas aelteres Paar auf uns zu...
"Are you tourists?"
"Aeh...yes, we are."
"You want free tickets for the game?"
"WHAT?"
"Free Tickets - for the game today!"
Ich hab im ersten Moment gedacht, das waere ein Scherz. Als Deutscher ist man da doch sehr kritisch...da muss es ja einen Haken geben, oder? Niemand, aber auch wirklich niemand verschenkt doch einfach so Tickets fuer ein Spiel...die wollen bestimmt wieder nur unsere Handynummer, locken uns mit einem Gewinnspiel oder sowas...
"Where are you from? Germany?"
"Yes, we are from Germany."
"So come on. Just take our tickets - we really don't need them...", spricht der Mann und haelt uns tatsaechlich zwei Tickets unter die Nase. Wir schauen uns an...hm, wieso nicht?
Und nachdem wir uns noch tausendmal bedankt hatten und es immer noch nicht fassen konnten, gingen wir also an diesem Tag doch nicht auf Touritour, sondern mit unseren kostenlosen Tickets im Wert von zusammen 110 Dollar ins Fenwaystadion auf zwei wirklich fabelhafte Plaetze und genossen bei strahlend schoenem Wetter das Spiel der Boston Red Sox gegen die Oakland Sonstirgendwas.
Klasse, oder?

Donnerstag, 2. Juni 2011

Freuden und Aengste

Ich fass es nicht: Ich sitze hier doch tatsaechlich in einer Kueche! 
Und wenn ich Kueche sage, meine ich auch Kueche - mit Herdplatten, einer Kaffeemaschine, Spuelmaschine, einem grossen Kuehlschrank, einem richtigen Tisch und schoenen Stuehlen...vor mir eine Tasse wohlschmeckender Kaffee, und in meinem Magen schon laenger kein Fastfood mehr.
Ja, wir sind bei unseren Freunden in Boston angekommen, und fuehlen uns hier richtig wohl! Caro ist gerade mit Nelli und ihren Kindern auf dem Spielplatz, waehrend ich mich hier in aller Ruhe entspannen kann...herrlich! Die Zeiten unendlich weiter Fahrten scheinen meilenweit entfernt.
Ist ja auch so. 

Und dabei schien gestern der Weltuntergang nahe: Nach einem Besuch im Museum of Science und des Filmes "Tornado Alley" liefen wir den Charles River entlang "nach Hause", als sich langsam aber sicher der Himmel verdunkelte. Dicke Wolken schoben sich ueber die Stadt, der Wind nahm merklich zu, die Baeume fingen an zu rascheln und sich zur Seite zu biegen. Tropfen fielen vom Himmel. Erst wenige, dann immer mehr. Und schliesslich - Blitze! Zuckende Blitze, direkt ueber uns, vor uns, hinter uns...der Himmel leuchtete nur so vor Elektrizitaet, man konnte die Spannung foermlich spueren. Und wir mittendrin, immer schneller laufend, um endlich im warmen Heim unserer Freunde anzukommen...
Nach einiger Zeit hatten wir es dann auch geschafft - endlich in Sicherheit. 
Ich scherzte noch zu Nelli: "Sturm ueber Boston! Und das nachdem wir den Film Tornado Alley gesehen haben!", da antwortete sie nur mit: "Wir haben auch eine Tornadowarnung in Boston, bis heute Abend um 8 Uhr!". "Nein!?". "Doch!".
Da waren sie also wieder. Unsere Tornados. Und wir dachten, wir waeren draussen aus dem Gebiet. So kann man sich taeuschen...

Abends sassen wir dann zusammen und redeten - schoen, sich mal wieder auf Deutsch unterhalten zu koennen. Wir Maenner hatten uns ein gutes Samuel Adams geoeffnet, die Kinder schliefen bereits, man konnte sich ueber die Erfahrungen in den USA austauschen - was sehr interessant war, denn obwohl wir alle lange Zeit hier verbracht haben, konnten Nelli und Alex ganz andere Eindruecke sammeln als wir (und umgekehrt). Der Grund des Aufenthaltes ist eben einfach verschieden, und so haben wir uns in dieser Hinsicht prima ergaenzt...
Und gerade, als es so richtig bequem war, ein helles Leuchten draussen vor den Fenstern, dann ein Knall, und schliesslich - Dunkelheit. Die Lichter waren aus. Das Haus - stockfinster. Draussen blitzte es weiter und erleuchtete unsere Gesichter ab und zu fuer kurze Zeit. Der Wind ruettelte an den Fenstern, in der Ferne waren Sirenen zu hoeren. Ansonsten war es still. Und wir standen da.
Nach kurzer Zeit hatten wir uns wieder gefasst, und mir fiel wieder die Taschenlampe ein, die wir im Yellowstone Nationalpark im Schnee gefunden hatten. Caro hatte sie in ihrer Tasche, und die war zum Glueck ganz in der Naehe. Also ging es mit Taschenlampe bewaffnet hinab in den duesteren Keller Richtung Sicherungskasten...eine gruselige Angelegenheit kann das sein, wenn es draussen stuermt. Am Sicherungkasten angekommen - keine einzigste Sicherung war draussen. Hm...eventuell doch ne groessere Sache?
Oben wieder angekommen verriet uns ein Blick nach draussen, dass es anscheinend wirklich keinen Strom mehr gab: Alles war duester. Die Haeuser wurden nur schemenhaft durch die Blitze beleuchtet, der Wind pfiff immer noch immens, der Regen prasselte auf die Strassen....wie war das mit dem Tornado nochmal?

Mit der Zeit landeten wir dann wieder bei Kerzenschein im Wohnzimmer, liessen den Sturm Sturm sein und plauderten weiter...der Tornado schien auszubleiben (?), so ein Unwetter kann ja auch ganz gemuetlich sein, und am naechsten Tag lief wieder alles seinen gewohnten Gang... :-)

Und ich? Ich hab jetzt langsam keinen Bock mehr auf diese ganzen Tornadogeschichten...

Dienstag, 31. Mai 2011

Der letzte Zwischenbericht: Mai

Im Mai gefahrene Strecke:

Unsere Reisedaten:
Der Einfachheit halber handelt es sich bei den Daten um die Gesamtzahlen (also Januar plus Februar plus März plus April plus Mai)

Gefahrene Meilen: 
22.202 Meilen, entspricht 35.730,66 Kilometer (1 Meile = 1,609344 Kilometer).
Verbrauchte Gallonen: 
1.416,91 Gallonen, entspricht 5.363,00 Liter (1 Gallone = 3,785 Liter)
Durchschnittsverbrauch:  
6,38 Gallonen auf 100 Meilen, entspricht 15,01 Liter auf 100 Kilometer
Gesamte Spritkosten bisher: 
5.239,21 Dollar, entspricht ca. 3.667,37 Euro
Durchschnittliche Spritkosten: 
3,70 Dollar je Gallone, entspricht 0,68 Euro je Liter

Bundesstaaten (inklusive nur durchfahrene Staaten):
34 (New York, New Jersey, Maryland, Delaware, Pennsylvania, Virginia, North Carolina, South Carolina, Florida, Alabama, Mississippi, Louisiana, Tennessee, Arkansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Colorado, Utah, Arizona, Californien, Nevada, Idaho, Montana, Wyoming, South Dakota, Minnesota, Wisconsin, Illinois, Indiana, Michigan, Vermont, New Hampshire, Massachussetts)

Kanadastaaten:
2 (Ontario, Quebec)

Sonntag, 29. Mai 2011

Nix los in Kanada

Ihr habt bestimmt total geniale Kanadaposts erwartet: Über Holzfäller, die auf Baumstämmen die Wildwasserflüsse hinunterbreschen, über Grizzlys, die nebenan auf springende Lachse lauern, Waschbären, die in unseren Van einbrechen und alles auseinander nehmen...Bilder von fantastischen Berglandschaften, unendlicher Natur und wilden Raubtieren.
Und was kriegt ihr? Nichts dergleichen. Einen kurzen Text liefere ich euch ab. Na, das ist doch mal unerhört, was?

Es ist aber auch nichts, aber auch wirklich gar nichts in Kanada passiert. Nach den Niagarafällen sind wir Richtung Toronto getuckert, dort angekommen - und gleich wieder weiter. Die Stadt war eine einzigste Baustelle, überall Kräne und halb fertige Hochhäuser, Plattenbauten wie in den Oststaaten, zusätzlich lag alles in dickem Nebel - und da wir wussten, dass man hier garantiert nicht günstig übernachten kann (außer illegal im Van), sind wir weiter Richtung Montreal. Und weiter und weiter. Inmitten durch eine für unsere Verhältnisse inzwischen öde Landschaft: Flach, viele Laubbäume. Und das war es. Wir kamen uns vor wie in Europa...*gähn!*
In Montreal dann dasselbe: Hässlicher Beton. Eine siffige Stadt, mit einer nicht gerade ansprechenden Downtown, Regen, Nebel, schlechte Laune - also gleich wieder weiter. Bilder? Haben wir in ganz Kanada nicht gemacht...es war mal wieder der Fahrwahn, der den gesamten Tagesablauf bestimmte.
Und so sind wir wieder in den USA gelandet, in Vermont, wo die Landschaft plötzlich wieder interessant werden kann (wenigstens sind jetzt ein paar Hügel und wilde Flüsse mit dabei). Die Stürme flauen ab, wir sind erfolgreich vor den Tornados geflohen. Es regnet zwar immer noch und die Flüsse scheinen wirklich überzulaufen, aber im Großen und Ganzen haben wir die schlimmste Wetterfront überwunden. In der Nacht nach meinem letzten Eintrag gab es sogar Tornadowarnungen in unserer Ecke, etwa 30-40 Meilen von uns entfernt. Doch diese Warnungen wurden dann zum Glück doch nicht zur Realität...wir wären zwar nicht betroffen gewesen, da der Wind die Tornados Richtung Osten getrieben hätte, und wir uns westlich davon befanden - aber ein wenig mulmig wird einem schon, wenn man so ne Warnung im Fernsehen sieht. "Alle Bewohner der Städte Blabla und Blablabla werden dazu aufgefordert, die nächsten Stunden Schutz im Keller oder einer empfohlenen Örtlichkeit zu suchen und sich ruhig zu verhalten". Hört sich toll an, was? Und wenn dann noch der Fernseher flackert, der Strom ausfällt und draußen der Wind pfeift, dann denkt man schon mal kurz nach....
Aber ist ja nichts passiert, und wir sind wirklich draußen aus dem Gebiet. Insofern: Aufatmen! ;-))

Jedenfalls hat uns das Ganze einen großen Sprung näher an die Ostküste gebracht und unsere verbleibende Strecke nach New York über Boston erheblich verkürzt. Immerhin ist es bald soweit...Rambo wird uns verlassen und unsere finale Runde in NYC wird eingeläutet...eine Tatsache, der wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen blicken.
Vieles wird es wohl nicht mehr zu berichten geben: Wir haben noch ein paar Spots, die wir besuchen werden, wir werden noch unsere Freunde in Boston besuchen, und dann eben wieder in New York sein. Alles neigt sich dem Ende, doch ich werde versuchen, aus den wenigen noch bleibenden Ereignissen ein paar wenigstens ansatzweise spannende Posts zu zaubern und euch zuhause auf dem Laufenden zu halten, bis wir uns dann endlich mal wieder persönlich sehen...und Bratwurst essen. Schnitzel. Und Currywurst. Hm, Currywurst. Was vermissen wir die...hoffen doch, das gescheites Grillwetter in Deutschland ist!

Aber jetzt erstmal: Auf zur Ben & Jerry`s Eisfabrik nach Waterbury! :-))
(das ist nämlich einer unserer verbleibenden Spots)

Donnerstag, 26. Mai 2011

Nai-Ä-Gra

Hier einfach mal ein paar Bilderchen der Niagarafälle - die übrigens ohne das zweite "a" ausgesprochen werden (jedenfalls hier in Ontario):





Gestern abend wollten wir eigentlich mal an die Fälle laufen und das "donnernde Wasser" beleuchtet bewundern. Die Niagarafälle werden abends beleuchtet, und gestern sollte zum Tag der multiplen Sklerose die ganze Szenerie in orangene Töne getaucht werden (wieso gerade Orange weiß ich leider nicht). Aber leider ging es wieder so los wie die ganze letzte Zeit seit Chicago: Zuerst ein paar Tröpfchen, dann ein Grollen, und schließlich ein ausgewachsener Sturm. Wenn man sich oben die Bilder von Mittags anschaut, kann man es gar nicht so glauben, oder?
Heute nacht bin dann ich aufgewacht, und draußen ging es richtig heftig ab: Der Wind pfiff nur so, irgendwo schien was durch die Gegend zu fliegen, und Sirenen waren auch zu hören...also habe ich das Fenster geschlossen und versucht, weiter zu schlafen (mit dem Schlafen klappt es derzeit auch nicht so - wir sind auf dem Weg in den Osten durch 3 Zeitzonen gefahren, das macht sich doch bemerkbar. Hätte ich nicht gedacht). Hat dann auch so halbwegs geklappt...
Jedenfalls scheint es in den USA ja richtig heftig abzugehen. Die tödlichste Tornadosaison seit 1953. Wahnsinn. Andauernd hört man es hier in den Medien - Menschen, die alles verloren haben, ein Truckfahrer, dessen LKW während der Fahrt in zwei Stücke gerissen wurde, vermisste Kinder und Erwachsene...in Deutschland redet man immer so leicht: "Die sollen sich doch gescheite Häuser bauen, dann passiert sowas nicht!". Aber das ist ein Teufelskreis. Diese Tornados müssen eine unheimliche Wucht haben, und hast du einmal alles verloren, musst du erstmal wieder auf die Beine kommen. Da ist nichts mehr mit "diesmal bau ich mir ein richtiges Haus!". Ich möchte jedenfalls nicht in dieser Situation stecken.
Erst heute Nacht, während meines stundenlangen Versuches wieder einzuschlafen, habe ich mir überlegt: "Wo würdest Du jetzt hingehen, wenn ein Tornado Kurs auf das Motel nimmt? Wo wärst Du am sichersten?". Wisst ihr was? Mir ist keine für mich zufriedenstellende Antwort eingefallen. Wo will man denn auch hin? In den oberen Stockwerken krachst du runter, in den unteren was auf dich drauf, und draußen weht es dir die Balken um die Ohren. Keller? Gibt es nicht...

Ihr könnt aber beruhigt sein - wir sind hier in einer Gegend, in der es vergleichsweise wenig Tornados gibt. Hier stürmt es nur recht heftig. Aber das gibt es ja auch bei uns. Ist alles wie ein gescheiter Sturm bei uns zuhause, nicht mehr, nicht weniger.
Wir verbringen eh nur noch eine Nacht hier in Niagara Falls, und dann geht es weiter über Toronto, Montreal und Boston nach New York. Laut Wetterkarte fahren wir in immer friedlichere Gebiete, wettertechnisch gesehen...immer weiter aus dieser dummen Sturmfront raus, die sich von Südtexas bis nach Ohio erstreckt.
Was bin ich froh, dass wir nicht weiter unten zurück sind...